Es ist Galaxie Saison

Eigentlich wollte ich noch Belichtungszeit von M78, Casper dem freundlichen Geist sammeln, siehe hierzu auch meinen Blog. Aber die Wetterbedingungen waren die letzten Wochen ungenügend. Ich konnte die Bildqualität, also das Signal-Rauschverhältnis, trotz zweier zusätzlicher Aufnahmenächte nicht steigern. 

Inzwischen hat sich das Sternbild des Orions, wozu auch M78 gehört, schon so weit auf die frühen Abendstunden geschoben, dass ich nicht mehr erwarte, in dieser Saison Casper noch weiter herausarbeiten zu können. Ich habe mich also neuen Zielen zugewendet:

Den faszinierenden Galaxien

Nachdem die spektakulären Ziele des Winters, zum Beispiel Orion- und Pferdekopfnebel, Casper und Rosettennebel, langsam in den frühen Abendstunden am Westhimmel untergehen und die tollen Objekte des Sommers rund ums Zentrum der Milchstraße noch auf sich warten lassen, ist die Zeit der Galaxien.

Bisher war ich immer auf einzelne Galaxien aus. Das war natürlich auch meinen Teleskopen mit 1000mm Brennweite geschuldet.

Jetzt, als stolzer Besitzer eines 600mm Newtons, bin ich auf den Geschmack von Galaxie Gruppen gekommen.

Galaxien fotografiert man grundsätzlich im kompletten RGB-Farbspektrum. D.h. man braucht einen dunklen und möglichst mondfreien Nachthimmel. Sonst wird es schwer, die teils weit entfernten Galaxien detailreich abzubilden.

Da die fernen Galaxien wie unsere Milchstraße aber auch Emissionsnebel enthalten, die im Bereich von H alpha leuchten, kann man mit entsprechenden Schmallbandaufnahmen hier noch ein wenig mehr Details herauskitzeln.

Das ist vor allem bei der Zigarren Galaxie M82 im folgendem Bild auf der linken Seite sehr eindrucksvoll an ihrem "Auswurf" senkrecht zur Galaxienebene zu sehen. Durch Wechselwirkungen mit M81 entstehen in M82 sehr viele neue Sterne, die mit ihren starken Sternwinden Gas und Staub aus ihrer Galaxie herausblasen, siehe auch HubbleSite.

M81 Bode Galaxie (rechts) und M82 Zigarren Galaxie (links)
M81 Bode Galaxie (rechts) und M82 Zigarren Galaxie (links)

M81 & M82 sind ca. 12 Mio Lichtjahre von uns entfernt und stehen im Sternbild großer Bär, Ursa Major. Dieses steht am nördlichen Nachthimmel, den ich von meinem Südbalkon natürlich nicht einsehen kann.

Da bei uns zu Neumond das Wetter eh schlecht war, habe ich mich für eine Astronacht auf den Weg in ein Gebiet gemacht, das laut Wetterprognose eine sternenklare Nacht versprach. Und natürlich ist beim Außeneinsatz wieder mal nebenher ein Zeitraffervideo entstanden:


Aber auch von meinem Balkon aus konnte ich am Südhimmel zuvor schon eine weitere berühmte Galaxie-Anordnung fotografieren: das "Leo-Triplet" im Sternbild Löwe in 35 Mio Lichtjahren Entfernung.

Auch diese Galaxien stehen in Wechselwirkung zueinander.

Sie sind Spiralgalaxien wie unsere Milchstraße und wir sehen sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Und auch an NGC 3268, die Galaxie, die wir von der Seite am linken Bildrand sehen, erkennt man den Einfluss ihrer Nachbarn: ihre Scheibe ist insbesondere im Randbereich ziemlich zerfleddert.

Da Leo Triplet mit M65 (oben rechts), M66 (unten rechts) und NGC 3268 (links)
Da Leo Triplet mit M65 (oben rechts), M66 (unten rechts) und NGC 3268 (links)

Jetzt gibt es noch viele weitere Galaxien im Frühjahr zu entdecken. Hier mal eine kleine Auswahl:

  1.  M101, die Feuerrad- oder Pinwheel-Galaxy im Sternbild großer Bär
  2. NGC 4565, die Spindelgalaxie im Sternbild Haar der Bernike direkt neben dem großen Bär
  3. M100, die Haarföhngalaxie, ebenfalls im Sternbild Haar der Bernike
  4. M51, die Whirlepool-Galaxy im Sternbild Jagdhund mit der wechselwirkenden Galaxie NGC 5194, siehe hierzu auch meinen La Palma Blog

Natürlich bin ich nicht von selber auf die Idee mit der Galaxie-Saison gekommen😊Ich verfolge vielmehr die podcasts und youtube-Filme von Trevor Jones, astrobackyard.com und er hat zur galaxy season dieses Video gemacht:

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