Newton-Pflege und Tuning

Mein Newton ist ja noch nicht so sonderlich alt, hat aber schon den ein oder anderen Ausseneinsatz und zahlreiche Nächte auf dem heimischen Balkon hinter sich.

Da ein Newton-Teleskop ein komplett offenes System ist, kann natürlich allerhand Staub und Pollen eindringen und sich auf den Spiegeln niederlassen, was bei meinem auch geschehen ist.

 

Eigentlich nicht so schlimm, aber besonders bei den Aufnahmen vom Pferdekopfnebel hatte ich mit einem gewaltigen Halo um den Stern Alnitak zu kämpfen. Und so richtig happy war ich damit nicht.

Monster Halo um den Stern Alnitak in der Nachbarschaft vom Pferdekopfnebel.
Monster Halo um den Stern Alnitak in der Nachbarschaft vom Pferdekopfnebel.

Auch wenn es im Internet viele warnende Stimmen gibt, die von einer Hauptspiegel-Reinigung dringend abraten, wollte ich an die Sache ran.

 

Der Ausbau des Hauptspiegels mit Halterung aus dem Tubus geht recht schnell. Gut Auseinanderbauen ist selten das Problem...  Der Schmutz widerstand aber meinen Versuchungen, sich von einem Blasebalg, wie er in der Fotografie zum Reinigen zur Anwendung kommt, vertreiben zu lassen. Also musste eine Nassreinigung her.

 

D.h. Spiegel aus der Halterung ausbauen und in ein Wasser-Isopropanol-Gemisch eine Stunde einweichen lassen. Nach dem Abspülen mit destilliertem Wasser war zwar einiges von der Staub- Auflage verschwunden, aber so ganz zufrieden war ich noch nicht.

 

Also ein zweites Wasser-Isopropanol-Bad und im Bad den Spiegel mit Kosmetikwatte einmal abziehen. Wieder spülen, das Wasser ablaufen lassen und die restlichen Tröpfchen mit den Blasebalg wegpusten und siehe da:

Newton-Hauptspiegel vor und nach der Reinigung
Newton-Hauptspiegel vor und nach der Reinigung

Ein paar Restflusen waren resistenz, denen wollte ich aber auf keinen Fall mit irgendwelchen Scheuerbewegungen zu Leibe rücken und ließ sie gewähren. So ein Glasspiegel ist ja nur mit einer hauchdünnen Alu-Schicht bedampft. Da kommen Scheuerspuren richtig blöd.


Wenn man aber schon den Hauptspiegel ausbaut und reinigt, kann man gleiches auch für den Fangspiegel machen und wenn der Tubus dann so offen daliegt....

Kann man ihn auch gleich tunen:

Von meiner Balkonsternwarte habe ich ja mit einiger lokaler Lichtverschmutzung in Form von Straßenlaternen etc. zu kämpfen und dieses Streulicht schmälert den Kontrast ganz arg. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt und habe den Tubus innen komplett mit einer dünnen, selbstklebenden, schwarzen Veloursfolie ausgekleidet.

Neben der Reduktion des Streulichtes will ich mit dieser Maßnahme auch den Taubeschlag des Hauptspiegels ein wenig vorbeugen, da die Veloursfolie den Tubus isoliert und einer Unterkühlung, was zu dieser Taubildung führt, entgegenwirkt. 

Im Bild unten, wo der Tubus noch nicht ganz ausgekleidet ist, erkennt man deutlich den Unterschied der Lichtabsorption zwischen Serienlack und Veloursfolie.

Auskleiden Tubus mit schwarzem Velours. Der Unterschied im "Lichtschluckvermögen" zwischen Lack und Velours ist deutlich zu erkennnen.
Auskleiden Tubus mit schwarzem Velours. Der Unterschied im "Lichtschluckvermögen" zwischen Lack und Velours ist deutlich zu erkennnen.

Und so sieht dann der fertig ausgelegte "Teppich" aus:

Jetzt müsste noch der Ring etwas matter sein....
Jetzt müsste noch der Ring etwas matter sein....

Ja, Velours zieht Flusen und Staub magisch an. Und da es für solche Newton-Tuben noch keinen Staubsaugerroboter gibt, muss man da von Zeit zu Zeit mit Staubsauger und Flusenbürste für Ordnung sorgen.


Haupt- und Fangspiegel waren dann auch schnell wieder eingebaut und kollimiert. Jetzt mußte nur noch das Wetter für einen Testdrive mitspielen. 


Dieser ergab sich in einer richtig sternenklaren Nacht auf den 18.01.20 und ich bin vor Schreck fast vom Stuhl gefallen, als das erste Bild in meinen Computer trudelte:

Verspannter Hauptspiegel beim Newton führt zu dreieckigen Sternen😱
Verspannter Hauptspiegel beim Newton führt zu dreieckigen Sternen😱

Die Sterne waren alle dreieckig!

Was war da passiert?

 

Zum Glück gibt es ja Suchmaschinen und der Verdacht lag sehr schnell nah, dass ich den Hauptspiegel beim Zusammenbau mit den drei Gummiklemmen zu sehr verspannt habe.

Eigentlich unglaublich, wenn man sich diesen massiven, mit Alu beschichteten Glasbaustein anschaut, dass er sich von drei Gummiklemmen so aus der Balance bringen läßt. Andererseits zeigt es, welch hochpräzisen Bauteile diese Spiegel sind.

Also Hauptspiegel aus Gehäuse ausbauen, Klemmen lösen und nur noch ganz vorsichtig wieder anziehen, so dass der Spiegel nicht rausfallen aber auch nicht verspannt werden kann.

Und auf zur nächsten Testfahrt.

Und siehe da, M78 ein Reflexionsnebel im Sternbild Orion läßt sich von mir mit schönen runden Sternen ablichten:

M78 "Casper the friendly Ghost" Reflexionsnebel im Sternbild Orion
M78 "Casper the friendly Ghost" Reflexionsnebel im Sternbild Orion

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