Herausforderung Planetenfotografie

Jupiter Juni 2019
Jupiter Juni 2019

Jetzt muss ich doch Mal etwas auf die Planetenfotografie eingehen:

 

Ich hatte letztes Jahr mit meiner "alten" Ausrüstung schon Saturn und Jupiter ins Visier genommen.

Saturn ist ganz gut geworden, der Jupiter stand aber im Spätsommer 2018 für gute Aufnahmen einfach schon zu nah über dem Horizont.

 

Jetzt, im Juni 2019 steht Jupiter in den späten Abendstunden ganz prominent über meinem Balkon.

Und mit dem neuen Newton und meiner kleinen Astrocam sollten relativ gut aufgelöste Aufnahmen machbar sein.

 

 

Nun ja... sollten....

Jupiter-Bild 5-fach vergrößert
Jupiter-Bild 5-fach vergrößert

Meine Jupiter Aufnahme hat im Original eine Auflösung von 119 x 112 Pixeln.

Um die Problematik der Planetenfotografie erklären zu können, habe ich dieses Bild hier mal um den Faktor 5 vergrößert.

Ja man erkennt die farbigen Wolkenstrukturen und den roten Fleck.

 

 

Aber scharf?

 

Die Aufnahme habe ich mit meiner kleinen ToupTek Astrocam gemacht, die ich ja mal mit meiner DSLR hier verglichen habe.

Bei der Astrocam helfen insbesondere bei Planeten-aufnahmen die kleinen Pixel von 2,9 µm, um den Jupiter gut aufzulösen, (Stichwort crop-Faktor). Zumal ich mit meinem neuen Newton mit 200 mm Öffnung ein Teleskop habe, das eine Kamera-Auflösung von 2,9 µm selbst mit einer 2-fach Barlowlinse gut bedienen kann.

 

Hier mal ein link zu einer Formelsammlung, mit deren Hilfe man die Auflösung Teleskop<>Kamera berechnen kann.

 

Und natürlich habe ich keine Einzelaufnahme gemacht, sondern ein Video von 1:42 min Länge mit 28 Bilder die Sekunde.

Aus dem Video mit über 2800 Einzelbildern (!) habe ich dann mit autostakkert die besten 20-Prozent der Bilder zu einem Bild kombiniert und anschließend in RegiStax "entwickelt". Werkzeuge also, wie sie in der Planetenfotografie Standard sind.

 

Aber die Schärfe ist trotzdem mau.

 

Das s.g. seeing, also die Luftbewegungen in unserer Atmosphäre waren wohl suboptimal. Zumal Jupiter auch nur 18° über dem Horizont stand und entsprechend grosse Luftmassen dem Licht vom Jupiter in mein Teleskop "im Weg" standen. Da helfen dann auch 2800 Einzelbilder nicht mehr, um das rauszurechnen....

 

Abhilfe? Warten auf bessere Wetterbedingungen. Im Sommer in unseren Breiten aber eher schwierig....

 

 

Und die Farben?

 

sind auch "komisch". Es gibt bei meinem Bild eine heftige rot-blau Verschiebung, am Besten zu erkennen am roten Saum unterhalb von Jupiter und am blauen Saum oberhalb.

Auch das liegt daran, dass Jupiter bei meiner Aufnahme nur ca. 18° oberhalb des Horizontes stand und die Atmosphäre ähnlich wie beim Sonnenuntergang die Farben unterschiedlich stark bricht. Und alleine durch diese Farbverschiebung ergibt sich eine ordentliche Portion Unschärfe auch in den Wolkenbändern.

 

Abhilfe? Entweder warten bis in 2-3 Jahren (?) Jupiter höher steht als in 2019. Oder eine Schwarz-Weiss Kamera einsetzen. Dann macht man mit Hilfe von Filtern für jede Farbe ein separates Bild und schiebt die dann in Photoshop übereinander.

 

Ich werde Mal mit Hilfe von Photoshop versuchen, die Farbkanäle zu trennen, um sie dann übereinander schieben zu können. 

 

In autostakkert gibt es zwar auch die Option, die RGB - Kanäle auszurichten. Bei meinem Jupiterbild funktioniert das aber eher suboptimal. Es erscheinen dann nämlich heftige Artefakte im Randbereich vom Jupiter.

 

Selbst wenn die Operation in Photoshop gelingt, ein weiterer Nachteil hat eine Colorkamera gegenüber einer monochromen:

 

Die Auflösung ist bei einer Farbkamera grundsätzlich 4-mal geringer, als bei einer monochromen mit gleichem Sensor, bei dem "nur" der Bayer-Filter entfernt wurde! Nichts anderes sind nämlich monochrome Astrocams! Hier die ausführlichere Erklärung in Wikipedia.

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Roland (Mittwoch, 16 Oktober 2019 16:18)

    Hallo Michael, das mit der 4x geringeren Auflösung kann ich nicht bestätigen. Es gibt folgende Fausformel:
    S/W-Kamera: Öffnungsverhältnis = Pixelgröße * 3,6
    Farbkamera: Öffnungsverhältnis = Pixelgröße * 5
    Hier ein paar Aufnahmen mit meinen Farbkameras ASI120MC und seit heuer ASI224MC mit Pixelgröße 3,75 um.
    https://www.astrobin.com/users/Niklo/
    Mein ideales Öffnungsverhältnis wäre also 18,75. Manchmal nutze ich lieber etwas mehr Brennweite um leichter scharfstellen zu können.

  • #2

    Roland (Mittwoch, 16 Oktober 2019 16:30)

    Hallo Michael,
    ein kurzer Nachtrag. Du bräuchtest mindestens eine 3x Barlow am f/5 Newton. Die Atmosphärische Despersion kannst Du mit einem ADC weitgehend wegbekommen oder mit fitswork (Farbayer zurechtrücken). Autostackert kann das bei mir auch ohne Artefakte. Allerdings bekomme ich beim Drizzle Probleme.
    Hier mit einem 4" f/9 Vixen APO ohne ADC, dafür mit Farblayer zurechtrücken.
    https://www.astrobin.com/349390/?nc=user
    Heuer mit 105/1000 APO und ADC:
    https://www.astrobin.com/412877/
    Mit dem ADC bin ich aber noch nicht so eingefuchst. So richtig optimal hat es nicht funktioniert.
    Servus,
    Roland

  • #3

    Michael (Mittwoch, 16 Oktober 2019 18:24)

    Hi Roland,

    Vielen Dank für Deine richtigen Anmerkungen. Mit der Auflösung Faktor 4 Schwarz Weiß- gegenüber Farbkamera habe Ich es mir ein bissle einfach gemacht. Wie Du ja schreibst: erst mal ist die Optik entscheidend, was an Auflösung geht. Außerdem hat eine Farbkamera jeden zweiten Pixel in grün, die Farbe, wo das menschliche Auge am empfindlichsten ist etc.
    Aber ich finde es schon Hammer, was für Jupiteraufnahmen Hobbiisten hinbekommen und wo ich steh. Aber gut, mein Fokus liegt mehr bei DeepSky.

    Viele Grüße

    Michael

  • #4

    Roland (Mittwoch, 16 Oktober 2019 19:07)

    Hallo Michael,
    ich würde momentan erstmal am Mond üben. Die Planeten sind derzeit extrem tiefstehend. Bei Deiner Farbkamera mit 2,9 um Pixel bräuchtest Du ein Öffnungsverhältnis von 14,5 um die volle Auflösung im Idealfall nutzen zu können. Daher eben die 3x Barlow. Bei tiefstehenden Objekten tritt am Newton oft übles Tubusseeing auf. Da kann man etwas dagegen tun (Tubusisolation, saugender Lüfter). Der höherstehende Mond ist da ein einfacheres Objekt. Das würde ich mir eine interessante Kratergegend heraussuchen und diese dann filmen. Da geht dann schon was mit 8". :)
    Servus,
    Roland